Schlaganfall erkennen und Leben retten

Wettrennen gegen die Zeit

Es ist ein schöner Herbsttag, Sie schlendern durch eine belebte Straße, auf der die Menschen aneinander vorbeieilen. Plötzlich geschieht es: Inmitten des Trubels gerät ein Mann, der zuvor mit festem Schritt seinen Weg ging, ins Straucheln, verliert abrupt das Gleichgewicht und stürzt zu Boden. Ein Schlaganfall geschieht in einem kurzen Augenblick, der das Leben eines Menschen jedoch für immer verändern kann. Innerhalb von Sekundenbruchteilen entscheidet er zwischen Leben und Tod. Doch was können Sie in einer solchen Notfallsituation tun, um zu helfen? Wir verraten es Ihnen.

Was passiert bei einem Schlaganfall?

Wenn die Blutzufuhr zu einem Teil des Gehirns unterbrochen wird, tritt ein Schlaganfall auf. Grund dafür kann eine verstopfte Blutbahn (ischämischer Schlaganfall, häufigste Form des Schlaganfalls) oder eine Blutung im Gehirn (hämorrhagischer Schlaganfall) sein. Die Gehirnzellen können durch diese Unterbrechung der Blutzufuhr nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden und haben nur eine begrenzte Zeit, um ohne ausreichende Blutversorgung zu überleben. Innerhalb weniger Minuten beginnen sie dann, abzusterben – unabhängig von der Art des Schlaganfalls. Je schneller die Blutzufuhr wiederhergestellt wird, desto größer sind die Chancen, bleibende Schäden zu minimieren.

Symptome eines Schlaganfalls

Die Symptome eines Schlaganfalls treten oft plötzlich auf und variieren von Person zu Person. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Schwäche oder Lähmung einer Körperseite, v.a. im Gesicht auffällig
  • Sprach- und Verständnisstörungen, wie unklare Sprache, Schwierigkeiten beim Sprechen oder Verstehen von Wörtern
  • Sehverlust oder verschwommenes Sehen auf einem oder beiden Augen
  • Schwindel, Koordinations- oder Gleichgewichtsprobleme
  • Starke Kopfschmerzen, begleitet von Übelkeit oder Erbrechen

Nicht alle Symptome müssen gleichzeitig auftreten. In einigen Fällen ist nur ein Symptom erkennbar. Da jede Minute zählt und eine sofortige medizinische Versorgung entscheidend ist, um mögliche Schäden zu minimieren, wurde der FAST-Test entwickelt. Der einfache Test kann sowohl von medizinischem Fachpersonal als auch von Laien angewendet werden, um schnell die Anzeichen eines Schlaganfalls zu erkennen.

Die goldene Stunde: Akutbehandlung rettet Leben

Nach dem Auftreten von Schlaganfallsymptomen liegt das optimale Zeitfenster für eine Akutbehandlung bei rund 4,5 Stunden. Diese Zeit wird als „goldene Stunde“ bezeichnet. Patienten und Patientinnen können jedoch auch nach dieser Zeit noch von einer Akut­behandlung profitieren.

Jede Minute zählt

Ein Schlaganfall ist eine lebensbedrohliche Situation und kann jeden treffen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Lebensstil. Umso wichtiger ist es, die gefährlichen Anzeichen rechtzeitig zu erkennen und schnell zu handeln. Denn jede Minute zählt, um das Risiko von bleibenden Schäden zu minimieren.

Tendenz steigend

In Deutschland erleiden rund 270.000 Menschen pro Jahr einen Schlaganfall, wovon 200.000 erstmalige Schlaganfälle sind.

Sofort Handeln dank FAST-Test

Beim FAST-Test werden Gesicht, Arme, Sprache und Zeit überprüft, um Anzeichen eines Schlaganfalls zu erkennen. FAST ist die Abkürzung für Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit).

Face (Gesicht)

Bitten Sie die Person, zu lächeln. Ist eine Asymmetrie im Gesicht zu erkennen? Hinweise auf einen Schlaganfall: Ein hängender Mundwinkel, ein herabhängendes Augenlid, ungleichmäßiges Lächeln.

Arms (Arme)

Bitten Sie die Person, beide Arme nach vorne zu strecken und die Handflächen nach oben zu drehen. Ist eine einseitige Schwäche oder Lähmung eines Armes zu erkennen? Hinweise auf einen Schlaganfall: ein Arm sinkt ab oder kann nicht gehoben werden.

Speech (Sprache)

Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz nachzusprechen oder eine einfache Frage zu beantworten. Ist die Sprache unklar oder verwaschen? Hinweise auf einen Schlaganfall: Schwierigkeiten beim Sprechen oder Verstehen von Wörtern.

Time (Zeit)

Sie bemerken eines oder mehrere der oben genannten Symptome? Wählen Sie sofort den Notruf. Jede Minute zählt! Notieren Sie sich den Zeitpunkt, an dem die Symptome begonnen haben. Das ist für die medizinische Behandlung wichtig.

Eine schnelle Reaktion kann lebensrettend sein

Bestimmte Behandlungen müssen innerhalb eines bestimmten Zeitfensters erfolgen, um wirksam zu sein, z. B. die Verabreichung eines Medikaments, das Blutgerinnsel auflöst. Der FAST-Test ermöglicht es jedem, erste Hinweise auf einen Schlaganfall zu erkennen und sofort den Notruf zu wählen.

Bewusstsein schärfen

Am 29. Oktober findet jedes Jahr der Weltschlaganfalltag statt. ­Er wurde 2006 von der Weltschlaganfall-Organisation (World Stroke Organization, WSO) ins Leben gerufen, um das Bewusstsein der Menschen für Schlaganfälle zu schärfen und über Prävention, Früherkennung und Behandlung der Erkrankung aufzuklären.

Aufklärung und Unterstützung

Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe klärt über Schlaganfälle und deren Symptome auf, hilft betroffenen Menschen und verbessert die Schlaganfall-Versorgung:

Zur deutschen Schlaganfall-Hilfe

Schlaganfall effektiv vorbeugen

Jeder kann und sollte selbst aktiv werden, um das Risiko für einen Schlaganfall zu senken. Gesunde Ernährung und Bewegung in den Alltag zu integrieren ist kein Hexenwerk und verbessert die Blutdruckwerte maßgeblich. Hier sind die 10 wichtigsten Tipps zur Vorbeugung eines Schlaganfalls:

1. Vermeiden Sie Bluthochdruck

Der Hauptrisikofaktor für einen Schlaganfall ist Bluthochdruck, denn er führt zu einer Verengung und Verkalkung der Blutgefäße. Das Schlaganfallrisiko eines Menschen mit Bluthochdruck ist circa 6 bis 8 mal höher, als das eines Menschen ohne Bluthochdruck. Je höher der Blutdruck, desto höher das Schlaganfallrisiko. Lassen Sie Ihre Werte regelmäßig prüfen, um bei Bedarf medikamentös gut einstellt werden zu können.

2. Hören Sie mit dem Rauchen auf

Das Schlaganfall-Risiko von Rauchern ist doppelt so hoch wie das von Nichtrauchern. Das liegt daran, dass Nikotin die Blutgefäße verengt und so den Blutdruck erhöht. Das Schlaganfallrisiko sinkt bereits 5 Jahre nach dem Rauch-Stopp auf das Level eines Nichtrauchers. Aufhören lohnt sich also auf jeden Fall.

3. Werden Sie aktiv bei Übergewicht

Übergewicht zählt zu den Top-Risikofaktoren für zahlreiche Erkrankungen. Dazu zählen auch Bluthochdruck und Diabetes, die wiederum das Schlaganfallrisiko deutlich erhöhen. Übergewichtige Menschen haben ein fast doppelt so hohes Risiko einen Schlaganfall zu erleiden als normalgewichtige Menschen. Deshalb sollten dringend Maßnahmen ergriffen werden, um das Übergewicht abzubauen.

4. Behalten Sie Ihren Cholesterinspiegel im Blick

Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz in unserem Körper. Während uns gutes Cholesterin schützt, ist zu viel schlechtes Cholesterin in unserem Blut schädlich. Es sammelt sich an den Wänden der Blutgefäße an und führt zu Ablagerungen, die die Blutgefäße verengen und blockieren. Um die Cholesterinwerte und weitere Blutfettwerte günstig zu beeinflussen, sollten insbesondere frittierte Speisen und verarbeitete Lebensmittel (Fast Food, süße Backwaren, Fertiggerichte) vermieden werden.

5. Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung

Eine gesunde Ernährungsweise besteht aus einer Vielfalt an frischem Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, magerem Eiweiß (wie Geflügel, Fisch oder Hülsenfrüchten) und gesunden Fetten (wie Avocado oder Nüssen). Der Konsum von on zuckerhaltigen Getränken, verarbeiteten Lebensmitteln und gesättigten Fetten sollte hingegen begrenzt werden. Tipp: Bereiten Sie Ihre Mahlzeiten so oft wie möglich selbst zu und nutzen Sie frische Zutaten.

6. Reduzieren Sie Ihren Alkoholkonsum

Alkohol kann den Blutdruck erhöhen, die Blutgerinnung beeinflussen und zu einer Schädigung der Blutgefäße führen. Auch Herzrhythmusstörungen sind keine seltene Begleiterscheinung. Um das Schlaganfallrisiko zu verringern, ist es ratsam, den Alkoholkonsum einzuschränken oder bestenfalls zu verzichten, insbesondere wenn bereits andere Risikofaktoren für Schlaganfälle vorliegen, z. B. hoher Blutdruck oder Diabetes.

7. Erhöhen Sie Ihre Alltagsbewegung

Regelmäßige Bewegung senkt das Risiko von Bluthochdruck und Arteriosklerose. Besonders Menschen mit überwiegend sitzenden Tätigkeiten sollten aktiv werden. Durch Ausdauersportarten wie Joggen oder Schwimmen, aber auch schon durch schnelles Spazierengehen kann Übergewicht reduziert, Blutdruck und Blutfettwerte verbessert und die Gefäßelastizität erhalten werden. Die Dauer und Intensität sollten dem individuellen Fitnesszustand angepasst werden.

8. Hören Sie auf Ihr Herz

Bestimmte Herzerkrankungen, insbesondere Vorhofflimmern, erhöhen das Schlaganfallrisiko signifikant. Das Risiko eines Schlaganfalls ist bei Vorhofflimmern mindestens fünfmal höher. Zur Prävention von Schlaganfällen bei Vorhofflimmern werden blutverdünnende Medikamente eingesetzt, um die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern.

9. Testen Sie sich auf Diabetes

Menschen mit Diabetes sind mehr als doppelt so häufig von einem Schlaganfall betroffen wie gesunde Menschen. Die Krankheit greift die Blutgefäßwände an und verdickt sie, was die Durchblutung beeinträchtigt. Diabetes bleibt oft unbemerkt, da er keine Schmerzen verursacht. Altersdiabetes ist die häufigste Form. Nur wenn die Erkrankung bekannt ist, kann sie behandelt werden und das Risiko eines Schlaganfalls verringern. Deshalb sind regelmäßige Untersuchungen auf Diabetes wichtig.

10. Vermeiden Sie Stress

Gelegentlicher Stress ist unbedenklich, anhaltender Dauerstress hingegen kann den Blutdruck erhöhen und das Krankheitsrisiko steigern, was wiederum ein indirekter Risikofaktor für Schlaganfälle ist. Es gibt kein Patentrezept gegen chronischen Stress, daher sollten Sie herausfinden, was Ihrer Psyche am besten hilft. Das kann Sport, ein interessantes Hobby oder Entspannungsübungen wie Autogenes Training oder Yoga sein. Finden Sie eine für sich passende Methode, um Stress abzubauen und seine negativen Auswirkungen zu mindern.

Schlaganfallprävention: Beispielhafter Ernährungs- und Bewegungsplan

So könnte ein konkreter Tag, der den Prinzipien zur Vorbeugung von Schlaganfällen folgt, aussehen:

Frühstück

  • Eine Schüssel Haferflocken mit frischen Beeren und einem Teelöffel Mandelbutter, dazu eine Tasse grüner Tee

Snack

  • Eine Handvoll Mandeln

Mittagessen

  • Gegrilltes Hühnchen mit einer großen Portion grünem Salat, Tomaten, Gurken und einem Dressing aus Olivenöl und Zitronensaft, dazu eine Scheibe Vollkornbrot

Snack

  • Ein Stück Obst, z.B. Orange, Apfel, Kiwi

Nachmittags-Aktivität

  • 30 Minuten zügiges Gehen im Park

Abendessen

  • Gegrillter Lachs mit gedünstetem Gemüse (z.B. Brokkoli, Karotten und Paprika) und einer halben Tasse Quinoa, dazu Wasser oder ungesüßter Kräutertee

Snack

  • Naturjoghurt mit frischen Beeren

Abend-Aktivität

  • 20 Minuten Yoga oder Dehnungsübungen

Individuelle Unterstützung

Über den Tag hinweg sollten Sie ausreichend Flüssigkeit trinken. Bereiten Sie Ihre Speisen selbst zu, denn so können Sie besser kontrollieren, welche Zutaten verwendet werden wie diese zubereitet werden. Wenn Sie das Gefühl haben, individuelle Unterstützung zu benötigen, suchen Sie einen kompetenten Arzt oder Ärztin oder einen Ernährungsberater oder -beraterin auf.

Veröffentlicht: 21.07.2023 - Aktualisiert: 21.08.2023