Pflege auf Distanz

Wie Distance Caregiving gelingen kann

Viele Menschen wohnen nicht mehr in der Nähe ihrer Angehörigen. Wenn diese pflegebedürftig werden, stellt sich die Frage, wie eine Betreuung aus der Distanz möglich sein soll. Denn unabhängig von der Entfernung tragen die Hauptverantwortung der Pflege überwiegend enge Familienangehörige.

Fürsorge trotz Entfernung

Aufgrund beruflicher Verpflichtungen und der eigenen Familie sind viele Menschen bereits an ihren Grenzen, was zeitliche Kapazitäten angeht. Tritt dann ein Pflegefall ein – plötzlich oder schleichend – wirft das viele Fragen auf. Wie bewerkstellige ich auch noch die Versorgung von Angehörigen, um die sich gekümmert werden muss? Wie unterstütze ich beispielsweise meine eigenen Eltern, wenn diese im Alter immer mehr auf Hilfe oder sogar Pflege angewiesen sind – trotz räumlicher Distanz, langer Fahrtzeiten und begrenzter Zeitressourcen?

Was ist Distance Caregiving?

Mit dem Begriff „Distance Caregiving“ wird das Erbringen von Unterstützung auf Distanz für einen Angehörigen beschrieben. Es muss eine räumliche Distanz in Form einer längeren Wegstrecke zu den hilfebedürftigen Angehörigen zurückgelegt werden und damit einhergehende Reisezeit eingeplant werden. Wenn eine regelmäßige Versorgung notwendig ist oder eine Notsituation eintritt, kann diese Distanz unter Umständen problematisch sein. Bei weiten Entfernungen muss zusätzlich zur Pflegezeit Zeit für Hin- und Rückweg eingeplant werden, ebenso Kosten für die Fahrt oder öffentliche Verkehrsmittel.

Grenzen der Pflege auf Distanz

Die körperliche Unterstützung und Pflege eines Angehörigen kann ab einem gewissen Punkt nicht mehr aus der Distanz gewährleistet werden. Wenn tägliche Hilfe notwendig wird, müssen Personen vor Ort hinzugezogen werden, die in der Lage sind, die notwendige physische Pflege zu leisten.

Was Sie trotz Entfernung tun können

Die Bedeutung emotionaler Unterstützung sollte jedoch nicht unterschätzt werden. Auch wenn Sie körperlich nicht anwesend sein können, können Sie dennoch einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden Ihres Angehörigen nehmen, indem Sie ihm oder ihr emotional zur Seite stehen. Altern ist nämlich nicht bloß ein physischer Vorgang, sondern auch ein sozialer Wandel im Leben.

Emotionale Unterstützung

Ältere Menschen, die zunehmend Hilfe bei alltäglichen Aufgaben benötigen, fühlen sich in vielen Fällen als Last, abgehängt und nutzlos. Hier sollten Sie sensibel sein und die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der pflegebedürftigen Person berücksichtigen. Versuchen Sie durch eine offene Kommunikation über die Möglichkeiten der Unterstützung zu sprechen und gemeinsam herauszufinden, wie Sie am besten helfen können.

Jede Situation ist einzigartig, die Bedürfnisse und Grenzen aller Beteiligten sollten jedoch in jedem Fall respektiert werden.

So kann es klappen

Die Unterstützenden benötigen Hilfestellungen, um eine gelungene und für alle Beteiligten leistbare Versorgungssituation herzustellen – insbesondere, wenn sie die Pflege aus der Distanz organisieren müssen. Mit folgenden Tipps können Sie sich aus der Ferne einbringen:

1. Technologie nutzen

Moderne Kommunikationstechnologien erleichtern den regelmäßigen Kontakt. Aus der Ferne können Sie vor allem emotionale Unterstützung bieten und Interesse am Wohlbefinden der Pflegeperson zeigen. Ermutigen Sie sie, über ihre Bedürfnisse und Herausforderungen zu sprechen. 
Videoanrufe ermöglichen einen persönlicheren Bezug und helfen dabei, Stimmung und Wohlbefinden besser einzuschätzen.

2. Hilfsleistungen organisieren

Hilfe vor Ort ist in Pflegesituationen unabdingbar, auch wenn kein schwerer Pflegefall vorliegt. Professionelle Pflegedienste, Nachbarn oder andere Verwandte, die noch in der Umgebung wohnen, können bei alltäglichen Aufgaben oder Besorgungen unterstützen. Stellen Sie Informationen über verfügbare Dienste zusammen und stellen Sie die jeweiligen Kontakte her.

Tipp

Die Installation eines Hausnotrufsystems kann der Pflegeperson zusätzlich Sicherheit bieten. Per Knopfdruck auf einen Funksender, der am Hals oder am Arm getragen wird, kann sie bei Bedarf Kontakt zu einer Notrufzentrale herstellen und sofort Hilfe anfordern.

3. Kontaktperson benennen

Es sollte eine vertrauenswürdige Kontaktperson geben, die in der Nähe wohnt und bei Notfällen oder unvorhergesehenen Ereignissen schnell zur Stelle sein kann. Dafür eignen sich besonders Nachbarn, da diese direkt vor Ort sind, oder Familienmitglieder und Freunde, die nicht oft verreisen oder zeitlich flexibel sind – die Kapazitäten zur Fürsorge sollten vorhanden sein.

4. Medizinische Betreuung sicherstellen

Behalten Sie die medizinische Versorgung im Blick. Stellen Sie sicher, dass regelmäßige Arztbesuche und andere erforderliche medizinische Termine eingehalten werden. Übernehmen Sie bei Bedarf die Terminorganisation, erinnern Sie an Termine und planen Sie, wenn notwendig, eine Begleitung zum Termin ein. Medikamente können teilweise aus der Ferne über Onlineapotheken organisiert werden.

5. Verwaltungsangelegenheiten übernehmen

Unterstützen Sie Ihre Angehörigen bei der Organisation ihrer finanziellen und rechtlichen Angelegenheiten. Bei der Verwaltung von Bankkonten, Rechnungen oder der Steuererklärung wird im fortschreitenden Alter oft Hilfe benötigt. Zudem können Sie helfen, Versicherungsangelegenheiten zu klären und wichtige Dokumente wie Vorsorgevollmachten oder Patientenverfügungen zu erstellen.

Bessere Bedingungen durch Pflegereform

Die Bundesregierung hat mit dem Gesetz zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf einen Rahmen geschaffen, um pflegende Angehörige zu unterstützen und die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu verbessern. Diese Neuerungen gelten auch für Angehörige, die weiter weg leben.

  • In einer Akutsituation haben Sie zum Beispiel Anspruch auf Pflegezeit, also die Möglichkeit, bis zu 10 Tagen von der Arbeit fernzubleiben, um die Pflege und Versorgung von Angehörigen zu organisieren.
  • Auch finanziell wird durch den Anspruch auf ein Pflegeunterstützungsgeld entlastet.
  • Berufstätige können für die häusliche Pflege eines Angehörigen eine vollständige oder teilweise Freistellung von der Arbeit von bis zu sechs Monaten beantragen.

Wir unterstützen Sie im Pflegefall

Unsere Pflegekasse sichert Sie für den Fall der Pflegebedürftigkeit finanziell ab. Egal ob körperliche, geistige oder psychische Einschränkung, ob ambulante oder stationäre Pflege – mit unseren Leistungen der Pflegeversicherung sind wir an Ihrer Seite.

Weitere Informationen zur Pflegeversicherung

Veröffentlicht: 21.07.2023 - Aktualisiert: 27.07.2023