Warum Gendermedizin so wichtig ist

Unterschiede bei Diagnose und Behandlung

Die Gendermedizin ist ein wichtiger Bereich der Medizin, der sich mit der Untersuchung der Unterschiede zwischen Männern und Frauen in Bezug auf deren Gesundheit und Krankheit beschäftigt. Es geht darum, die Geschlechtsunterschiede in der Biologie sowie bei den Symptomen, dem Verlauf und der Behandlung von Krankheiten zu verstehen und zu berücksichtigen.

Unterschiede in Symptomatik und Krankheitsverlauf

Ein großer Unterschied bei der Diagnose und der Behandlung zwischen Männern und Frauen findet sich in den Symptomen und den Verläufen von Krankheiten. Beispielsweise weisen Frauen häufig bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen andere Anzeichen als Männer auf und sind daher unterdiagnostiziert und unterbehandelt.

Auch bei bestimmten psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen, empfinden Männer und Frauen die Beschwerden anders. Dies kann dazu führen, dass Krankheitsbilder übersehen werden.

Eine wesentliche Abweichung liegt auch in der unterschiedlichen Wirkung von Medikamenten. Frauen reagieren häufig anders als Männer. Daher muss die Dosierung entsprechend angepasst werden. Gendermedizinische Studien haben gezeigt, dass oft auch andere Nebenwirkungen beim weiblichen Geschlecht auftauchen und dass sie häufiger an bestimmten Medikamenten-Intoleranzen leiden.

Sicherstellung einer bestmöglichen medizinischen Versorgung

Die Gendermedizin betont die Wichtigkeit, individuelle Behandlungspläne für jede Person zu erstellen – gleich welchen Geschlechts. Es geht darum, die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen von Männern und Frauen zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass sie die bestmögliche medizinische Versorgung erhalten. Eine geschlechtsspezifische Medizin kann dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung für alle zu verbessern und eine höhere Lebensqualität zu erreichen.

Warum Medikamente bei Frauen anders wirken

Medikamente können bei Frauen anders wirken, da ihr Körper aufgrund von hormonellen sowie biologischen Faktoren anders reagiert. Einige der Gründe sind:

Hormonelle Unterschiede:

Da Frauen während ihres Menstruationszyklus und in den Wechseljahren hormonelle Veränderungen durchlaufen, haben diese auch Einfluss auf die Reaktion des Körpers auf die Medikamente beispielsweise Medikamente, die die Hormone beeinflussen wie Antidepressiva.

Körperliche Unterschiede:

Frauen haben in der Regel einen höheren Körperfettanteil als Männer und dadurch kann sich die Art und Weise verändern, wie Medikamente im Körper verarbeitet werden.

Unterschiedliche Organsysteme:

Frauen besitzen andere Organe und Systeme als Männer. Beispielsweise kann die Auswirkung von Medikamenten auf die Leber anders sein, da die von Frauen größer ist und diese auch anders funktioniert. Auch die Nierenfunktion kann unterschiedlich sein, was die Ausscheidung von Medikamenten beeinflussen kann.

Pharmakokinetik und Pharmakodynamik:

Der Prozess, wie Medikamente im Körper absorbiert, verteilt, metabolisiert und ausgeschieden werden, ist bei Mann und Frau verschieden. Dies kann die Wirkung von Medikamenten beeinflussen und eine Dosisanpassung erfordern.

Fazit: Jeder Mensch kann anders reagieren

Jeder Mensch kann anders auf Medikamente reagieren – unabhängig vom Geschlecht.

Es ist jedoch wichtig, dass Ärzte und medizinische Fachkräfte die möglichen Unterschiede in der Wirkung von Medikamenten bei Männern und Frauen berücksichtigen, um die bestmögliche Behandlung sicherzustellen.

Geschlechtsspezifische Medizin kann die Gesundheitsversorgung und die Lebensqualität verbessern.

Vorteile einer genderbasierten medizinischen Betreuung

Es gibt viele Unterschiede zwischen Menschen, die als männlich oder weiblich identifiziert werden, und solchen, die sich keinem dieser Geschlechter zugehörig fühlen. Diese Divergenz beeinflusst auch die Diagnose und Behandlung verschiedener Erkrankungen. Eine genderbasierte medizinische Betreuung ermöglicht es dem Arzt, die speziell auf das Geschlecht bezogenen Faktoren in Betracht zu ziehen und so eine bessere medizinische Versorgung zu bieten.

Klinische Studien fokussierten bislang vor allem auf Männer

Die Konzentration auf Männer in klinischen Studien hat dazu geführt, dass es in vielen Fällen nur unzureichende Daten über die Wirkung und die Verträglichkeit von Medikamenten bei Frauen gibt. Dadurch kann es sein, dass Medikamente, die für Männer sicher und wirksam sind, bei Frauen nicht den gleichen Erfolg erbringen. Daher müssen die empfohlenen Dosierungen und Anwendungsmethoden für Frauen angepasst werden.

Es hat sich gezeigt, dass die Gendermedizin an Bedeutung gewinnt, und es notwendig ist, klinische Studien männer- und frauenspezifisch durchzuführen. Dies würde nicht nur dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung für Frauen zu optimieren, sondern auch die Ergebnisse für die Bevölkerung allgemein zu verbessern, da es eine aufschlussreichere Datenbasis über die Wirkung von Medikamenten bei beiden Geschlechtern liefern würde.

Veröffentlicht: 19.01.2023 - Aktualisiert: 21.07.2023