Sabbatical – so gut tut eine berufliche Auszeit

Mental und körperlich auftanken

Wenn die Wochenenden und der Jahresurlaub nicht mehr reichen, um sich vom Berufsalltag zu erholen und das körperliche und seelische Gleichgewicht wiederzufinden, ist es Zeit für eine längere Pause. Ein Sabbatical ist eine mögliche Option, um die Batterien wieder aufzuladen.

Folgen der gestiegenen Anforderungen im Job

Arbeitsstress macht immer mehr Menschen zu schaffen. Die Anforderungen an die Leistungsbereitschaft und ständige Verfügbarkeit sind hoch. Abends berufliche Mails beantworten und von unterwegs Telefonate führen, kurzfristig am Wochenende einspringen – das gehört für viele inzwischen dazu.

Der von der Pandemie beförderte Trend zum Homeoffice bietet Arbeitnehmenden viele Vorteile, verwischt aber auch die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben noch mehr. Das Gefühl, nie wirklich entspannen zu können und permanent Höchstleistungen vollbringen zu müssen, kann zu Erschöpfung, Frustration und beginnendem Burnout führen. Auch häufiges Sodbrennen aufgrund von Stress und hastig verschlungenen Imbissen kann eine Folge von hoher Arbeitsbelastung sein, ebenso Spannungskopfschmerz und Rückenprobleme. Spätestens jetzt ist es an der Zeit, auf die Bremse zu treten.

Zeit für die eigenen Träume

Viele träumen daher von einem Sabbatical, einer beruflichen Auszeit. Die Anreize für eine Berufspause von einigen Monaten bis zu einem Jahr sind vielfältig: Sehnen sich die einen danach, auf einer langen Reise die Welt zu erkunden, wollen andere eine Zusatzausbildung machen oder ein Projekt durchziehen, beispielsweise das Haus renovieren oder eine Doktorarbeit schreiben. Wieder andere brauchen Zeit, um ihre Zukunftspläne zu überdenken und vielleicht ihren Traumberuf zu finden. Mehr Zeit mit der Familie verbringen, mehr Sport treiben, mehr schlafen, gesünder kochen und essen – die möglichen Motivationen für ein Sabbatjahr sind vielfältig. Allen gemeinsam ist die Hoffnung, die eigene Lebensqualität dauerhaft zu verbessern.

Das Leben verändern – nicht nur für ein paar Monate

Eine Studie der Universität Siegen an Lehrenden, die ein Sabbatical nahmen, zeigt: Die Teilnehmenden fühlten sich nach der Pause gut erholt, gesünder und zufriedener als davor. Dieselbe Studie ergab aber auch, dass bei den meisten von ihnen der Erholungseffekt schon nach einem halben Jahr zurück im Beruf wieder verflogen ist. Ein Sabbatical bringt daher nur dann dauerhaft etwas für die Gesundheit und das Wohlbefinden, wenn man sich in dieser Zeit gesunde Gewohnheiten aneignet und diese auch später beibehält.

Dazu gehören:

  • ein geregelter Tagesrhythmus, ausreichend Schlaf
  • regelmäßiger Sport in einer Sportart, die Spaß macht
  • Entspannungsübungen, Meditation und andere Stressbewältigungstechniken
  • gesunde Ernährung
  • Freundschaften aufbauen und Beziehungen auch dann weiter pflegen, wenn der Berufsalltag wieder losgeht
  • herausfinden, was einem selbst gut tut und was schadet
  • die eigenen Grenzen kennenlernen und lernen, zur X-ten Zusatzaufgabe „Nein“ zu sagen

Das alles sind Faktoren fürs körperliche und seelische Wohlbefinden, die während eines Sabbatjahrs erlernt und dauerhaft genutzt werden können.

Wie kommt man zu einem Sabbatical?

Beamte und Angestellte im Staatsdienst haben ein Anrecht darauf, alle anderen müssen mit ihrem Arbeitgeber verhandeln. Immer mehr Arbeitgeber sind aber offen für ein Sabbatjahr-Modell; insbesondere wenn die Arbeitnehmenden mit neuen Sprachkenntnissen, interkultureller Kompetenz und zudem gut erholt und voller Energie zurückkehren.

Die bekannteste Form ist das folgende Sabbatjahr-Modell: einige Jahre in Vollzeit für ein reduziertes Gehalt arbeiten und dann für ein Jahr von beruflichen Pflichten freigestellt werden, während das reduzierte Gehalt und die Sozialversicherungen weiterbezahlt werden. Aber auch kürzere Auszeiten von einem Monat bis zu einem halben Jahr sind möglich. Und es gibt auch andere „Finanzierungsmodelle“, zum Beispiel Überstundenausgleich, ein Teilzeitvertrag oder unbezahlter Urlaub.

Wie unterstützen die Krankenkassen?

  • Klären Sie rechtzeitig ab: Wie sieht es während eines Sabbaticals mit Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung aus? Bei einigen der Organisationsformen laufen die Versicherungen weiter und Sie sind auch während der Auszeit abgesichert. Aufpassen müssen Sie, wenn Sie Ihr Sabbatical durch unbezahlten Urlaub organisieren: Bis zu einem Monat Freistellung laufen die Versicherungen weiter. Bei darüber hinausgehendem unbezahltem Urlaub müssen Sie sich privat versichern.

Tipp: Zeitspanne verlängern

Diese Zeitspanne können Sie verlängern, indem Sie Ihren regulären, bezahlten Urlaub mit unbezahltem Urlaub koppeln. So können Sie auf bis zu zwei Monate Auszeit kommen, in denen Sie weiter versichert sind. Das geht natürlich nur in Absprache mit dem Arbeitgeber.

  • Bei Auslandsreisen sollten Sie unbedingt eine Auslands-Krankenversicherung abschließen. Diese können recht günstig sein; Sie sollten aber genau darauf achten, für welche Maximaldauer an Auslandsaufenthalt und für welche Länder sie gelten sowie welche Leistungen abgedeckt werden. Außerdem funktionieren viele Auslandskrankenversicherungen nach dem Privatversicherungsprinzip. Das heißt, Sie müssen ärztliche Leistungen erst einmal selbst bezahlen und bekommen die Kosten später erstattet. Hierfür ist ein finanzielles Polster nötig.
  • Lassen Sie sich von Ihrem Hausarzt beraten, welche Impfungen für die Länder empfohlen werden, die Sie bereisen wollen. Fangen Sie damit frühzeitig an, da für einige Impfungen mehrere Dosen in einigen Monat Abstand nötig sind.

Veröffentlicht: 06.04.2023 - Aktualisiert: 21.07.2023